Ein kleiner Wegweiser
Kommt der neue Hund ins Haus, ist die Aufregung immer groß. Alle freuen sich, besonders die Kinder möchten direkt mit dem neuen Familienmitglied spielen. Nun ist es aber so, dass gerade die Tierschutzhunde ja schon Einiges erlebt haben. Wir kennen nicht immer immer ihre Vergangenheit. Es können schlimme Traumata sein, es kann aber auch nicht so dramatisch sein. Der Hund, der Schlimmes erlebt hat, will sich vielleicht einfach nur verstecken aus lauter Angst.
Ein Anderer kommt rein wie Graf Rotz und pinkelt die Ecken an. Was mache ich also, wenn der Hund zu mir nach Hause kommt?
Regeln aufzustellen!
Hunde brauchen Regeln, damit sie wissen, was sie dürfen und was nicht erwünscht ist. Diese Regeln sind wichtig, damit der Hund gemeinsam mit Ihnen durchs Leben gehen kann. Ich lasse den Hund erst mal ankommen. Lasse ihn ca. 2 Tage in Ruhe. Locke ihn nicht mit Essbarem, sondern lasse ihn kommen. Das fällt schwer, ist aber absolut wichtig. Wenn er Fehlverhalten zeigt, z.B. Ecken anpinkeln, zeige ich ihm sofort die Grenze. Da warte ich nicht ab.
Ich lasse den Hund NICHT an mir hochspringen, sondern schubse ihn sofort runter.
Der Hund bekommt sein Körbchen an einer Stelle, wo er NICHT alles überblicken kann, sondern in einer sehr ruhigen Ecke. Er muss seine Ruhe finden können. Bitte nehmen Sie keinen Platz im Flur, der ist viel zu unruhig. Keinen Platz in der Küche, denn da wird ja das Essen zubereitet und die Verlockung wäre zu gross. Der Hund liegt nicht am Esstisch. Er bekommt nichts vom Tisch. Während des Essens liegt der Hund in seinem Körbchen.
Wenn Sie diese grundlegenden Regeln von Anfang an beherzigen, werden Sie es ganz schnell schaffen, dass der Hund sich bei Ihnen wohlfühlt. In einem Hunderudel herrschen untereinander auch sehr strenge Regeln. Ohne diese Regeln würden die Hunde ständig miteinander kämpfen, aber die „Ansagen“ des Rudelführers werden bedingungslos akzeptiert. Regeln sind also wichtig, um die Stabilität des Rudels und dem Vierbeiner Sicherheit zu gewährleisten. Im Mensch/Hund-Verband ersetzt der Mensch das Rudel und übernimmt die Rudelführung.
Natürlich gibt es noch weitere Regeln. Diese werden von Familie zu Familie unterschiedlich sein. Beispielsweise darf der Hund in Familie A auf die Couch, und der Hund von Familie B darf es.
Setzen Sie sich mit Ihrer Familie zusammen und stellen Ihre persönlichen Familienregeln auf. Die Regeln sind sehr wichtig, damit der Hund sich zu einem souveränen Partner entwickeln kann. Wichtig ist, dass Sie sich innerhalb der Familie einig sind. Sie müssen gemeinsam konsequent sein. Einmal eine Regel aufgestellt, muss diese auch von jedem Familienmitglied durchgesetzt werden, damit der Hund merkt, Sie meinen alles ernst, was Sie sagen. Wenn Sie sich innerhalb Ihrer Familie einig darüber sind, wie der Vierbeiner erzogen werden soll und wie Ihre ganz persönlichen „Spielregeln“ lauten, ist es für alle Familienmitglieder einfacher gemeinsam an einem Strang zu ziehen und die Regeln dem Hund von Anfang zu vermitteln. Und diese Regeln erstellen Sie bitte BEVOR der Vierbeiner bei Ihnen einzieht!
Ihr Hund lernt dadurch leichter, und Sie sparen sich viel Zeit, Geduld und auch Geld, denn festigt sich ein unerwünschtes Verhalten hingegen erst einmal über Jahre, ist es für den Hund und Sie mühsam, dieses wieder umzukehren.
Sind wir doch einmal ehrlich: Jeder Hundehalter hat doch viel lieber einen gut erzogenen Hund mit dem das Zusammenleben harmonisch verläuft, als sich täglich über seinen Hund zu ärgern. Dabei sind es meist wir Menschen, die die Fehler begehen.
Wichtig ist, dass SIE konsequent bleiben. Wenn Sie die Regeln selber brechen und neu aufstellen, weiß der Hund irgendwann nicht mehr, woran er ist. Mal darf er und ein anderes Mal darf er wieder nicht. Viele Hunde sind dadurch verunsichert oder frustriert, weil sie nicht wissen, was sie eigentlich tun sollen.
Mit Hilfe der Regeln ritualisieren sich die Abläufe im Alltag. Das sorgt für Stabilität, Sicherheit und Ruhe. Hunde sind vom Status vergleichbar mit 3 – 4 jährigen Kindern. In diesem Status bleiben sie ihr Leben lang.
Bitte behandeln Sie das neue Familienmitglied nicht mit Mitleid, sondern verhalten Sie sich ihm gegenüber ganz normal, auch wenn er starke Ängste hat. Mitleid tut dem Hund nicht gut. Es gibt ihm das Gefühl, dass Sie schwach sind. Und gerade solch ein ängstlicher Hund benötigt Ihre Stärke!
Was darf der Hund auf Signal?
Hier tragen Sie sämtliche Situationen ein, wo Ihr Hund erst auf Ihr „OK“ warten muss. Hier ein paar Beispiele:
·Der Hund darf auf die Couch, wenn Sie auch dort sitzen und das okay dazu geben
·Der Hund darf in die Küche, wenn Sie das okay geben
·Der Hund darf ins Bett, wenn Sie das okay geben
·Der Hund muss im Auto auf Ihr okay warten, bevor er herauspringen darf
·Der Hund muss warten mit Essen fassen, bis Sie das okay geben
Was darf der Hund nicht?
Verhaltensweisen, die Sie generell nicht wünschen, tragen Sie separat ein. Beispiele:
·Im Haus nicht ständig hinterher laufen l(Kontrollverhalten)
·Nicht mit am Esstisch sitzen
·Nicht vom Tisch füttern
·Taburäume schaffen. z.B. den Hund nicht in jedes Zimmer mitnehmen
·Nicht Betteln
·Nicht alleine in den Garten lassen
Was für Bedürfnisse hat mein Hund?
·Regelmäßiger Spaziergang
·Regelmäßiges gesundes Futter
·Regelmäßigen Kontakt zu anderen Hunden
·Rassespezifische Auslastung/Beschäftigung (bei Jagdhunden zum Beispiel Dummytraining, Verlorensuche, Mantrailing)
·Gehorsamstraining, da der Hund dadurch lernt, dass er sich entspannen kann und der Mensch alles für ihn regelt, das nimmt ihm den Stress es selbst tun zu müssen. Gehorsamstraining baut Bindung auf.
Suchen Sie sich eine Hundeschule, die Erfahrung mit Tierschutzhunden hat. Fragen Sie genau nach. Trainiert diese Hundeschule auf einem Trainingsplatz? – Das ist nicht zu empfehlen. Ihr neues Familienmitglied braucht die Alltagssituationen. Diese muss es bewältigen lernen. Schauen Sie sich Ihren Hundetrainer genau an. Hat er Qualifikationen? Trainiert er nach Methode XY – Das ist auch nicht zu empfehlen!
Das Team von Hands4Paws e.V. dankt Gabriele Böhm für die Unterstützung!